Was ist ein Scanner?

Scanner-Persönlichkeiten sind Hochbegabte, die sich gleichzeitig in vielen verschiedenen Bereichen wohlfühlen. Solche Menschen sprühen vor Ideen und interessieren sich für eine Bandbreite von Themen, Projekten und auch Jobs. Typische Synonyme sind Multitalente, Multiprofessionals, Vielbegabte, Vielinteressierte, Generalisten, Universalisten oder Hans-Dampf-in-allen-Gassen.

Scanner-Persönlichkeiten haben 1.000 Sachen nebenher laufen, verzetteln sich dabei aber nicht unbedingt. Ihr Tag scheint 36 oder gar 48 Stunden zu haben. Überall wollen Sie sich ausprobieren, etwas erfahren und Neues lernen. Oft in vollkommen unterschiedlichen Kategorien und Fachbereichen.

Langfristig sind Scanner-Persönlichkeiten aber nur selten investiert. Nach anfänglicher Neugier lässt das Interesse irgendwann nach. Typisches Verhalten: Eine Sache wird neu begonnen, für Wochen, Monate oder auch ein Jahr gemacht und verstanden – spätestens dann langweilt ein Scanner sich und sucht neue Herausforderungen. Alles ist gut, solange es nicht eintönig wird.

Woher kommt der Begriff Scanner?

Der Begriff Scanner-Persönlichkeit klingt zuerst etwas technisch – mit Elektronik hat die Bezeichnung aber nicht viel zu tun. Scannen ist ein schneller Prozess, bei dem in kurzer Zeit eine Momentaufnahme gemacht wird – mit Hilfe eines Scanners. Den Begriff kann man aber auch mit „erfassen“ oder „beleuchten“ gleichsetzen. Und genau darum geht es bei den Scanner-Persönlichkeiten: Sie haben öfters Phasen, in denen sie sich ganz intensiv für eine Themengebiet interessieren. Haben sie dieses vollständig umfasst, wird das nächste „gescannt“. Dabei brauchen sie oft nicht lange, um sich neue Fähigkeiten anzueignen oder den Lernstoff zu verstehen.

Hinter den breitgefächerten Leidenschaften der Scanner steckt aber nicht nur reines Interesse, sondern oft auch eine Begabung. Ob Technik oder Sprachen – die typische Scanner-Persönlichkeit hat ein Händchen für viele unterschiedliche Themengebiete. Und genau das macht die Spezialisierung auch so schwer. 

Geprägt wurde der Begriff Scanner-Persönlichkeit übrigens von der amerikanischen Autorin Barbara Sher. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit vor allem mit Menschen, die Schwierigkeiten in der Zielfindung und Motivation haben, und hat das – manchen sicher bekannte – Buch geschrieben: „Du musst dich nicht entscheiden, wenn due tausend Träume hast“

verena grünwald a scanner life to live

Die Pro’s eines Scanner-Lebens

Scanner-Persönlichkeiten sind also eine Variante der Hochbegabung. Sie eignen sich Wissen schnell an und sind oft sehr gut in dem, was sie tun. Oft sind sie mit mehreren Ideen oder Unternehmen gleichzeitig beschäftigt, denen sie sich parallel oder im Wechsel widmen. Offen für die unterschiedlichsten Dinge, sind sie initiativ und oft hocheffizient in der Durchführung des jeweiligen Projekts. Das müssen sie allerdings auch sein. Denn sie haben wenig Durchhaltevermögen, wenn etwas sie nicht mehr interessiert – Scanner hassen es, sich zu langweilen. Es gibt einige typische Merkmale einer Scanner-Persönlichkeit:

  • Interessen gehen nicht in die Tiefe, sondern in die Breite.
  • Sie haben 1.000 Ideen, die sie am liebsten sofort umsetzen wollen (Klavier lernen, ein Buch schreiben, einen Nähkurs machen, wissenschaftliche Abhandlungen über Physik lesen, neue Rezepte ausprobieren, ein Haus bauen und einen Yoga-Kurs machen – möglichst gleichzeitig)
  • Sie vermeiden eine Spezialisierung, weil es langweilig und einengend erscheint.
  • Sollen Sie sich für ein Gebiet entscheiden und nur darauf konzentrieren, fühlen sie sich enorm unter Druck gesetzt.
  • Sie probieren immer wieder neue Dinge aus, bringen sie aber nicht immer zu Ende.
  • Wichtiger als das Ergebnis ist es für sie, beschäftigt zu sein und dem Wissensdrang nachzugehen.
  • Sie wirken manchmal abwesend, weil sie gedanklich mit den Interessen beschäftigt sind.

Was Scanner eindeutig auszeichnet: eine schier unerschöpfliche Begeisterung und Bereitschaft, Neues auszuprobieren, auch wenn dabei Rückschläge oder Scheitern drohen. In dem Punkt haben sie eine kindlich anmutende Aufbruchsenergie – Kinder lernen auch unbeirrt Rollschuhfahren, obwohl sie wissen, dass das nicht ohne Stürze und Blessuren abgehen wird. Und wenn Vielbegabte für eine Sache entflammt sind, sind sie sehr kreativ.

Verena grünwald das leben als Scanner

Die Con’s eines Scanner Lebens

Die Crux bei all den Vorteilen: Scanner-Persönlichkeiten werden häufig als flatterhaft, wankelmütig und unbeständig wahrgenommen, da für eine Scanner-Persönlichkeit der Prozess manchmal wichtiger ist, als das eigentliche Ergebnis.. Die vielen angefangenen Projekte, die später wieder fallen gelassen werden, wirken auf Außenstehende teils unzuverlässig, teils sogar suspekt. Sie selbst empfinden das nicht so.

Großes Problem: Wechselhafte und vielseitige Interessen gelten nicht nur bei Hobbys, sondern auch im Job. Scanner können sich nur sehr schwer auf einen Beruf festlegen und das eigene Wissen kanalisieren.

Scanner-Persönlichkeiten stehen im Widerspruch zu den Erwartungen unserer Gesellschaft. „Was man angefangen hat, muss man zu Ende bringen…“ Auch die Berufswahl ist auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt. Das Verhalten von Scannern wirkt auf andere entsprechend chaotisch und ziellos.

Gepaart wird der Eindruck mit einem Vorwurf: Scanner können nichts so richtig. Sie machen alles nur ein bisschen, ohne es zu wirklich zu lernen. Falsch! Scanner-Persönlichkeiten widmen sich Themen intensiv, durchdringen es und sind sehr gut darin. Erst dann vergehen Spaß und Interesse. Das macht sie zu echten Multitalenten mit vielen Fähigkeiten. Es fehlt nicht das Können, sondern die langfristige Lust an einem Bereich.

Selbstwert und Selbstzweifel

Durch den Druck und die Wahrnehmung anderer fühlen sich Scanner-Persönlichkeiten selbst häufig wie Nichtskönner. Hinzu kommt: Sie mussten sich ihre Wissensbereiche aufgrund der hohen Begabung nicht hart erarbeiten. Es fällt ihnen zu, weil sie ihrer Neugier und dem Wissensdrang nachgehen. Das Gefühl, das eigene Wissen sei nichts wert, führt zu wachsenden Selbstzweifeln.

Die fatale Einstellung: Erst wenn Blut, Schweiß und Tränen investiert wurden, ist die Arbeit wertvoll und jemand gut darin. Durch diese Denkweise schaden Scanner ihrem Selbstwertgefühl nachhaltig.

Das Verkennen eigener Stärken geht soweit, dass Betroffene sich selbst für einen Hochstapler halten. Aus Angst vor Ablehnung oder Mobbing versuchen sie sogar, die eigene Begabung zu verschleiern.

Dass ein solches Leben anstrengend ist, liegt auf der Hand. Damit Scanner nicht in einem Burnout oder einer Depression landen, bedarf es der steten Selbstfürsorge.

verena grünwald das leben als scanner

Stärken der Scanner-Persönlichkeit

  • Scanner sind im höchsten Maße kreativ. Es gelingt ihnen schnell, sich in neue Situationen und Themen einzufinden.
  • Scanner lernen schnell und gerne und können sich gut und schnell in für sie unbekannte Themenbereiche einarbeiten. Oft sind Menschen mit Scanner-Persönlichkeit gute Autodidakten. Sie sind offen für neue Erfahrungen und Möglichkeiten, probieren gerne Neues aus und sehen Verknüpfungen und Chancen, die andere nicht vor Augen haben. Scanner sind wunderbar darin, neue Ideen zu generieren und sie lieben es, im kreativen Fluss zu sein.
  • Am wohlsten fühlt sich ein Mensch mit Scanner-Persönlichkeit, wenn er seine vielen Gaben und Talente möglichst frei ausleben kann. Scanner brauchen Platz und Raum zum spielen, experimentieren und entdecken.
  • Wenn ein Scanner erst einmal verstanden hat, wie er tickt und welche Form von Struktur er braucht, kann das Leben Scanner-Sein eine unglaubliche Bereicherung für das eigene Leben (und das Leben Anderer) darstellen.

Pros und cons von scannern VGW

Die Herausforderungen im Scannerleben

  • Scanner haben oft große Schwierigkeiten, sich auf etwas festzulegen oder an einer Sache dranzubleiben, weil es so Vieles gibt, was sie interessiert und reizt.
  • Oft ist dies für Scanner-Persönlichkeiten mit dem Gefühl verbunden, irgendwie „verkehrt“ zu sein. „Nie bringst du was zu Ende“, „mach doch mal was fertig“, „was, jetzt fängst du schon wieder ein neues Projekt an“ … sind Sätze, die Scanner oft zu hören bekommen. Oft geht dies dann mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit und einem negativen Selbstbild einher.
  • „Ich bin so unstrukturiert… oder bin ich einfach nur faul? Was stimmt mit mir nicht? Warum schaffe ich es nicht, Dinge fertig zu bekommen?“ Das sind Fragen, die sich eine Scannerpersönlichkeit oft stellt.
  • Viele Scanner leiden darunter, Dinge und Projekte nicht beenden zu können und oft sehen sie sich mit Unverständnis und negativen Kommentaren von Seiten der Umwelt konfrontiert, wenn sie wieder einmal mit einer neuen Projektidee um die Ecke kommen.
  • Meist greifen typische Zeit- und Projektmanagement-Tools bei Scannern nicht oder nur zeitlich begrenzt. Menschen mit Scanner-Persönlichkeit „ticken“ einfach ein wenig anders. Sie haben eine eigene Vorstellung davon, wann ein Projekt für sie beendet ist oder nicht.
  • Scanner sind jedoch nicht grundsätzlich unstrukturiert – sie brauchen einfach nur andere Strukturen, die flexibler und agiler sind, als die herkömmlichen Methoden. Wenn Menschen mit Scannerpersönlichkeit sich erlauben, ihr Leben und Arbeiten auf eine Art und Weise zu gestalten, die wirklich zu ihnen passt und die ihrer vielseitigen Persönlichkeit gerecht wird, können Scanner Unglaubliches vollbringen.
  • Und, wie Barbara Sher in ihrem Buch schreibt, – Scanner KÖNNEN gar nicht weniger Interessen haben, dafür sind sie einfach nicht geschaffen.

Verena grünwald mein Leben als Scanner

Vorteile von Scanner-Persönlichkeiten

Vielbegabte können sich über jede Menge Vorteile freuen, um die sie andere Charaktertypen ganz sicher beneiden würden. Dazu zählen:

  • Schnelle Einarbeitung: Scanner sind besonders fix darin, neue Techniken und Fähigkeiten zu erlernen.
  • Gute Ergebnisse: Scanner sind Multitalente, die in vielen Bereichen erstaunliche Leistungen bringen.
  • Großes Allgemeinwissen: Weil Scanner so vielseitig interessiert sind, überraschen sie andere mit vielseitigem Wissen über jedes mögliche Thema
  • Begeisterungsfähigkeit: Scanner sind meistens lebhafte Persönlichkeiten, die durch immer neue Interessen mitreißend wirken.
  • Motivation: Scanner möchten lernen. Sie gehen fokussiert durchs Leben und entwickeln sich ständig weiter.
  • Hohe Belastbarkeit: Da die Scanner-Persönlichkeit wandelbar und flexibel ist, kann sie gut mit Veränderungen umgehen.

Verena Grünwald Das Leben als Scanner

Nachteile eines Scanner-Lebens

Auch als Multitalent ist das Leben nicht immer einfach. Mit welchen Schwierigkeiten muss die typische Scanner-Persönlichkeit rechnen? Folgende Herausforderungen können entstehen:

  • Überforderung: So großartig die Neugier der Scanner ist, sie kann auch zur Überarbeitung führen. Scanner-Persönlichkeiten nehmen sich manchmal zu viel vor – das kann zu großem Stress und im schlimmsten Fall auch zum Burnout führen.
  • Vermeidungsverhalten: Scanner können sich für vieles interessieren – dadurch fallen Entscheidungen schwer und werden gerne hinausgezögert.
  • Wechselhaftigkeit: Hobby, Studium, Job – der klassische Scanner verliert schnell das Interesse, wenn ein Gebiet nicht vielseitig ist und bricht dann kurzfristig Verbindungen ab, um sich neu zu orientieren.
  • Ruhelosigkeit: Scanner langweilen sich schnell und brauchen Abwechslung. Für das soziale Umfeld kann das manchmal anstrengend sein.

Für diesen Text wurden unter anderem folgende Quellen verwendet: open-mind-akademie.de / scanner-persoenlichkeit.de / psychologie-heute.de / brigitte.de/academy / karrierebibel.de